Wir leben in einer Zeit, in der Konflikte nicht mehr nur irgendwo anders toben – sie berühren uns direkt. Der Krieg in der Ukraine, der Krieg in Israel-Palästina – sie sind keine fernen Ereignisse, sondern Teil unserer globalen Unruhe.

Mehr …

Und sie sind nicht die einzigen: Im Sudan kämpfen Milizen gegeneinander, Millionen Menschen sind auf der Flucht. In Syrien dauert der Krieg seit über zehn Jahren an, im Jemen sterben weiterhin Menschen an Bombardierungen und Hunger.

Eines haben diese Kriege gemeinsam: Kaum geht es um konstruktive Lösungen oder Zukunftsperspektiven. Es geht um Macht, Einfluss und geopolitische Interessen. Der Preis dafür ist unvorstellbar hoch – Hunderttausende, ja Millionen Tote, zerstörte Leben, verlorene Generationen.

Unsere Politik präsentiert Deutschland als „Friedensmacht["]{dir=“rtl”}. Doch was passiert gerade in Israel? Ein Genozid, ausgehend von der israelischen Regierung, findet in Palästina statt. Deutschland bekennt sich zur Sicherheit Israels – und geht weit darüber hinaus. Durch militärische Unterstützung und Rüstungsexporte sorgt Deutschland nicht nur für die Sicherheit Israels, sondern beteiligt sich auch an diesem Genozid.

Gleichzeitig erleben wir, wie die Regierung weiter in den Kriegsmodus schaltet: Am 3. Februar 2022 wurde ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr beschlossen – zur vermeintlichen „Sicherung unserer Heimat["]{dir=“rtl”}. Doch wer zahlt den Preis? Während das Militär wächst, bleiben Schulen marode, Klimaprojekte unfinanziert, soziale Strukturen unterfinanziert.

Und genau hier zeigt sich die größte Ungerechtigkeit zwischen den Generationen: Während Milliarden in Waffen fließen, fehlt das Geld dort, wo es unsere Zukunft sichern könnte – in Bildung, Klimaschutz, sozialem Zusammenhalt. Es sind nicht die Entscheidungsträger*innen, die unter dieser Politik leiden, sondern wir – die junge Generation. Uns werden Perspektiven genommen, wir sollen die Lasten tragen, wir sollen in einer Welt leben, die von Gewaltlogik geprägt wird.

Wir dürfen nicht einfach zuschauen. Wir brauchen mehr als Waffen: Wir brauchen Dialog. Wie Bundespräsident Steinmeier erinnerte, lassen sich existenzielle Krisen nur mit gesellschaftlicher Zusammenarbeit bewältigen. Und auch Stimmen wie Michael Kretschmer machen deutlich, dass Verhandlungen notwendig sind, um Eskalationen zu beenden.

Doch anstatt sich auf Verständigung einzulassen, hält unsere Politik an der Vorstellung fest, Sicherheit könne allein durch Aufrüstung entstehen. Und diese Vorstellung trifft uns direkt.

Denn am Ende sind wir, die junge Generation, diejenigen, die diese Politik ausbaden müssen: Mit verbauten Chancen, fehlenden Zukunftsaussichten – und mit der Aussicht, selbst Teil dieser Gewaltlogik werden zu sollen.

Die ersten Schritte zur Wehrpflicht. Wie über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde.

Mehr …

Die Geschichte der Wehrpflicht in Deutschland ist eine Geschichte von staatlichem Zwang – und davon, dass vor allem junge Generationen darunter leiden mussten - und ihrer späten Aussetzung. 1956 eingeführt, war sie über Jahrzehnte hinweg ein fester Bestandteil des Lebens junger Menschen. Alle wussten: Mit dem 18. Geburtstag kommt die Musterung, mit ihr die Entscheidung des Staates über den eigenen Körper. Erst 2011 kam die Wende. Die Wehrpflicht wurde ausgesetzt, die Politik sprach von mehr Freiheit und Eigenverantwortung. Für viele wurde es selbstverständlich, nicht mehr gezwungen werden zu können, eine Uniform zu tragen.

Doch diese Selbstverständlichkeit bröckelt. Am 27. August 2025 hat das Bundeskabinett den Entwurf für ein neues Wehrdienstgesetz beschlossen. Mit diesem Schritt ist klar: Die Wehrpflicht kommt nicht einfach zurück – sie kehrt schleichend zurück. Zunächst tarnt sich das Gesetz als „freiwilliges Modell["]{dir=“rtl”}. Ab 2026 sollen alle jungen Menschen zum 18. Geburtstag einen Brief erhalten. Für Männer ist es Pflicht, diesen Fragebogen auszufüllen, für Frauen freiwillig. Was harmlos klingt, ist in Wahrheit der erste Schritt. Mit jeder Antwort, mit jedem angekreuzten Feld beginnt die Erfassung: ein staatlicher Zugriff auf die Frage, ob Menschen bereit sind, für den Staat zu töten und zu sterben.

Ab dem 1. Juli 2027 soll es dann noch konkreter werden. Männer ab Jahrgang 2008 werden wieder zur Musterung verpflichtet. Musterung bedeutet nicht nur eine ärztliche Untersuchung – sie bedeutet, dass der Staat auf militärische Verwertbarkeit prüft. Wer einmal als „tauglich["]{dir=“rtl”} gilt, trägt dieses Etikett ein Leben lang mit sich. Und genau das ist der Kern: Mit der Musterung entsteht ein Register potenzieller Soldat*innen. Es sind genau diese Menschen, die im Falle eines Krieges mit als Erste einberufen werden.

Das neue Gesetz geht noch weiter. Mit dem Paragrafen 2a im Wehrpflichtgesetz erhält die Bundesregierung die Möglichkeit, jederzeit und ohne akuten Kriegsfall die Wehrpflicht wieder zu aktivieren. Es reicht, wenn die Regierung beschließt, dass zu wenige Freiwillige da sind. Dann wird aus „Freiwilligkeit" Zwang. Dann kann jede Person, die gemustert und als tauglich eingestuft wurde, einberufen werden – ob sie will oder nicht. Es ist also keineswegs ausgeschlossen, dass die Wehrpflicht in voller Härte zurückkehrt, sobald die Zahl der Freiwilligen nicht ausreicht, um die militärischen Strukturen aufrechtzuerhalten.

Für diejenigen, die sich tatsächlich auf den „freiwilligen" Weg in die Bundeswehr einlassen, endet die Verpflichtung nicht mit der Ausbildung oder der Dienstzeit. Wer einmal Soldat*in war, bleibt Teil der Reserve – und damit Teil eines Systems, das jederzeit zurückgreifen kann. Wer heute glaubt, nach ein paar Monaten Dienst „fertig" zu sein, wird im Ernstfall als Erster zurückgerufen. Die Verpflichtung hört nicht auf, sie verschwindet nur im Hintergrund – bis ein Befehl sie wieder hervorholt.

Das bedeutet: Schon das Ausfüllen eines Fragebogens, schon der Gang zur Musterung, schon der Eintritt in die Ausbildung sind Schritte auf einem Weg, der immer näher an eine mögliche Verpflichtung zum Töten führt. Es ist ein Weg, der nicht mehr leicht zu verlassen ist, sobald er einmal eingeschlagen wurde.

Die Politik spricht von „Sicherheit" und „Verantwortung["]{dir=“rtl”}. Doch für uns, die junge Generation, bedeutet dieses Gesetz etwas anderes: weniger Freiheit, weniger Selbstbestimmung und die ständige Gefahr, gegen unseren Willen Teil einer Militärmaschine zu werden. Wir leben in einerZeit, in der Kriege nicht mehr nur in der Ferne stattfinden, sondern uns direkt betreffen. Und gerade in dieser Zeit wird klar: Die Wehrpflicht mag offiziell ausgesetzt sein – doch mit diesem Gesetz steht sie wieder vor unserer Tür

Aufrüstung wird als die Lösung von Bedrohungen angesehen. Doch durch Waffen schafft mensch keinen Frieden. Frieden braucht Menschlichkeit, Kommunikation und Bündnisse und nicht das Leben junger Menschen als Ressource.

Mehr …

Wir sind uns dem Leid, das durch Krieg entsteht, bewusst. Wir wissen, dass Krieg Milliarden kostet und unzählige Menschen umbringt, traumatisiert und ihnen ihre Zukunft klaut. Ob durch direkte Angriffe oder Kriegsfolgen, Krieg hat viele Opfer. Gerade die Zivilbevölkerungen und Soldaten*innen, die nicht zu den Entscheidungsträger*innen zählen, leiden am stärksten unter den Folgen. Dazu kommen unumkehrbare Schäden für die Umwelt und das Klima.

Gleichzeitig ist Krieg nicht die Lösung von Konflikten, sondern verlagert diese nur. So weit weg, dass sie eben nicht als die eigenen Konflikte wahrgenommen werden. Und anstatt durch z.B. staatliche Sanktionen, die Folgen der Konflikte gemeinschaftlich zu tragen, werden Soldat*innen an Ländergrenzen geschickt, um dort zu kämpfen, zu töten und auch selbst getötet zu werden.

Bei all diesen negativen Folgen wird die Aufrüstung immer als "die eine Lösung" dargestellt. Ganz nach dem Motto "starkes Militär = viel Sicherheit". Doch stimmt das?Können wir uns wieder sicher fühlen, wenn wir mehr Waffen, Panzer und Soldat*innen haben? Ist eine Welt, in der ohnehin täglich Krisen eskalieren, sicherer, wenn auch wir noch weiter zur Eskalation beitragen?

Nein. Sicherheit bedeutet, weitestgehend frei von möglichen Gefahren zu leben. Das passt nicht zu den Plänen der Regierung.Frei von Gefahren leben wir nicht durch dauerhaftes Aufrüsten und Vergrößern des Militärs. Auch nicht durch die Verpflichtung der jungen Generation, sich auf Krieg vorzubereiten.

Wie auch? Wie sollen übereilt ausgebildete Soldat*innen Deutschland schützen? Wie sollen junge Menschen für einen Staat in den Krieg ziehen wollen, der ihnen keinerlei

Mitbestimmung gewährt? Wie, wenn wir Millionen in die Wehrpflicht stecken und dann nichts mehr für Katastrophenschutz und internationale Zusammenarbeit haben? Unser Sicherheitsverständnis ist langfristiger. Anstatt Gewalt und Zerstörung braucht Sicherheit Menschlichkeit.

Sicherheit braucht Zusammenarbeit, Kooperation, Solidarität, Kommunikation, aufeinander Zugehen und einander Zuhören, Investitionen in den Sozialstaat und Klimagerechtigkeit. Sicherheit ist mehr als der Besitz von Panzern und Waffen. Sicherheit ist zum Beispiel ein funktionierendes Gesundheitssystem, demokratische Stabilität und gute und gerechte Bildung. Es bedeutet die Gewissheit zu haben, nicht in einem Krieg kämpfen zu müssen. Sondern das eigene Leben selbstbestimmt zu leben. Sicherheit ist, sich darauf verlassen zu können, dass der Staat unser Leben nicht als Ressource ansieht, sondern uns und unsere Sorgen wahr und ernst nimmt.

Sicherheit gestalten wir zusammen und es ist nicht die Aufgabe einzelner Personen. Es ist ein generations- und länderübergreifendes Thema. Deswegen wollen wir der Regierung klar machen: Sie kann uns nicht dazu zwingen, unser Leben als Ressource zur Verfügung zu stellen.

Wir werden verweigern!

Mehr …

Gemeinsam zeigen wir der Regierung, dass wir uns nicht in den Krieg schicken lassen. Immer wieder wurde uns gezeigt, dass unsere Politik nicht auf junge Menschen ausgerichtet ist. Ob durch nicht vorhandene Klimapolitik, einem Bildungssystem, das auf Privilegien baut, oder die nicht zu erwartende Rente. Dieser Staat kümmert sich nicht um unsere Zukunft und lässt uns direkt in die Katastrophen rasen.

Doch jetzt sollen wir herhalten, um uns zur Verfügung zu stellen. Auf einmal sollen wir wirklich alles, auch unser Leben, geben. Dabei machen wir nicht mit! Wir sind nicht bereit, uns gegen andere Menschen zu wenden und mit Waffen auf sie zu schießen. Wir sind nicht bereit, unser Recht Nein zum Krieg zu sagen aufzugeben.

Damit sind wir nicht die Ersten. In der Vergangenheit haben immer wieder Menschen den Kriegs- und Wehrdienst verweigert. Ob im Mittelalter die Mennoniten und Quäker oder in der frühen Neuzeit die Hutterer. Ihre moralischen Bedenken ließen es nicht zu, dass sie Andere töteten und sich mit Waffen verteidigten. Obwohl sie für ihre Überzeugung massiv verfolgt und vertrieben wurden, blieben sie ihrem Gewissen treu. Diese Konsequenz zahlte sich aus. Denn im Laufe der Zeit wurden Teile von ihnen vom Dienst freigesprochen. Zwar mussten sie Kompromisse akzeptieren und mussten u.a. extra Abgaben zahlen, aber sie konnten sich darauf verlassen, nicht zu kämpfen.

Auch wir berufen uns heute auf unseren moralischen Kompass und das Wissen, dass Kriege keine Konflikte lösen.

Dabei ist das Mittel der Verweigerung bereits bekannt. In den Geschichtsbüchern, aber auch in unserem Grundgesetz taucht es auf. Paragraf 12a Absatz 2 des Grundgesetzes stellt sicher, dass aus Gewissensgründen die Wehrpflicht verweigert werden kann. Verweigern war und ist also ein funktionierendes Mittel.

Wie viel politische Wirksamkeit die Verweigerung des Kriegsdienste hat, wurde auch im 19. Jahrhundert klar. Hier verbanden sind die Friedens- und Arbeiter*innenbewegung und diskutierte darüber, gemeinsam zu verweigern und zu Streiks aufzurufen. Auch sie formten so an unserem heutigen Recht mit.

Deswegen lasst uns der Regierung zeigen, dass wir gemeinsam verweigern werden.

Wenn wir uns verbinden, besteht eine greifbare Chance, dass die Wehrpflicht ausbleibt.

Mehr …

Dies zeigen uns historische Beispiele aus der BRD:

Mit den 1968ern stiegen die Zahlen der Kriegsdienstverweigerer sprunghaft an, sodass die Kreiswehrersatzämter nicht mithalten konnten. Es mangelte an Personal, und als Anträge auf Kriegsdienstverweigerung abgelehnt wurden, erhöhten Klagen den Arbeitsaufwand. Diese Arbeitsrückstände in den Ämtern und die Überlastung der Gerichte hatte realpolitische Folgen, sodass die SPD und der damalige Bundesverteidigungsminister versuchten, die Wehrpflicht aufzulockern.

Unser Protest zielt darauf ab, eine solche Überlastung wieder in Gang zu setzen. Doch das gelingt nicht von allein – es erfordert unsere gemeinsame Entschlossenheit. Wenn wir uns organisieren, können wir den Wehrdienst verweigern, mit dem Gewissen, dass viele weitere Menschen dasselbe tun. Es geht nicht darum, Forderungen zu stellen, sondern darum, die Wehrpflicht durch eine breite Massenverweigerung nicht umsetzbar zu machen.

Jetzt ist der Moment, an dem wir zusammenstehen müssen. Als Jugendliche, die sich gemeinsam gegen die Vorbereitung aufs Töten entscheiden – und sich stattdessen ihre Zukunft zurückholen. Macht mit und verweigert – gemeinsam verhindern wir die Durchsetzung der Wehrpflicht!